«There is no second chance for a first impression», hallt es durch die hohen Räume des Helmhauses und der erste Eindruck ist: visuelle Überforderung. In Zürich kündigt sich der Frühling an, die Menschen strömen nach draussen und die endlich wieder kraftvollen Sonnenstrahlen reflektieren auf der Limmat. Hier, im Innern, wird das Frühlingserwachen ausgesperrt. Ein in grelles, pinkes Licht getauchter Raum bildet den Auftakt von ‹Paradise Paradoxe› von Elodie Pong (*1966, Boston) und löst Fluchtgedanken und Sehnsucht nach Natürlichkeit aus. Allerdings kehrt bereits im folgenden Saal visuelle Beruhigung ein. Eine Leinwand ist mittig im Raum platziert, die Projektionen darauf sind von beiden Seiten sichtbar, nicht auf eine Blickrichtung festgelegt. Der kuratorische Kniff gelingt und deckt sich mit dem Ausstellungsthema. Auch das Annähern an Gerüche geschieht nicht linear und sowieso stellt sich die Frage: Nähert sich der Riechende dem olfaktorischen Reiz, oder ist es andersrum?
Und während des Betrachtens der Videoarbeit, in welcher der Mensch als Geruchsquelle eine entscheidende Rolle spielt, fällt auf: Auch im Helmhaus riecht es subtil anders. Kaum wahrnehmbar, aber doch entschieden un-neutral, sofern eine solch undifferenzierte Zuschreibung erlaubt ist. Der Geruchsquelle nachspürend, findet man sich in einem hell erleuchteten Raum wieder; noch wesentlich weisser als der typische White Cube. Die Künstlerin hat mit Hilfe eines Duftforschers den Versuch angestellt, ebenjene Farbe Weiss synthetisch als Duft herzustellen, und dieser strömt nun stetig in die Ausstellungsräume. Was man riecht? Es selber herauszufinden, lohnt sich. Ein Stockwerk höher folgen dann weitere Projektionen, eine Reihe von Prints und die interessanteste Arbeit der Schau: ein Roboter, der einen Beamer trägt. Auf Knöchelhöhe mäandert er durch den Raum, ohne festgelegte Richtung und mit immer neuen Projektionsflächen konfrontiert. «Lust», «Untold», «Echo» oder «Dream» ist dann wahlweise auf Wand, Mensch oder Print zu lesen. Alles Parfumnamen, die in ihrer lediglich verbalen Abbildung und auf sich selbst zurückgeworfen ihre Banalität und Sinnlosigkeit offenbaren. Pong treibt ein entlarvendes Spiel mit Gerüchen und vor allem mit der dahinter stehenden Industrie. Mit reduzierten Mitteln deckt sie perfide Marketingstrategien auf, versucht mit Hilfe eines eigens entwickelten Geruchs das Unmögliche und überzeugt, trotz der Schwierigkeit der Visualisierung von Gerüchen, en passant auch noch auf ästhetischer Ebene.